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Die Mühlen im Spitzgrund

Die Spitzgrundmühle wurde erstmalig 1531 erwähnt. Mit Genehmigung des Ritters von Karras ging die Mühle in Betrieb, in der die Bauern aus Coswig und Umgebung ihr Korn mahlen ließen. Es war eine Mahlmühle, die durch das Anstauen des Lockwitzbaches angetrieben wurde. Die Dorfbewohner kamen auf dem Spitzmüllerweg zur Mühle (Moritzburger Straße), um Brot vom Spitzmüller zu kaufen oder man ging nach Kötitz an die Schiffsmühle, denn eine andere Möglichkeit hatten die Menschen nicht, wenn sie ihr Brot nicht selbst herstellten.

Im Jahr 1688 war Johann Georg Böhme der Spitzmüller in der Mühle am Spitzberg. 1820 kam zu der Kornmühle ein Schankraum hinzu. Hier konnten sich die Bauern bei einem Glas Wein die Wartezeit verkürzen, bis ihr Korn gemahlen war. Die Wasserkraft des Baches, der Kalk in dieser Gegend und die Steine aus den Steinbrüchen im Friedewald waren der Anlass, hier noch ein Sägewerk zu errichten. So kam 1820 neben der Kornmühle noch eine Sägemühle hinzu. Der Müller Karl Krille (12.07.1861-17.04.1943) heiratete 1856 die Tochter des Sägemühlenbesitzers. So kamen beide Mühlen in Familienbesitz. Im Laufe der Jahre übergab Karl Krille sein Gewerbe an den Sohn Theodor, der es ab 1889 führte. Nun begann im Spitzgrund ein reges Treiben im Familienbesitz Krille. Theodor heiratete seine Frau Lina Sidonie, die aus dem Auerhaus stammte. Herbe Schläge ereilten den Familienbesitz durch die Dammbrüche im Spitzgrund. Der erste Dammbruch war 1894, als eine lange Regenzeit zur Katastrophe führte. Die Wassermassen rissen alles mit sich. Große Bretterstapel schwammen auf und davon, Schweine, Kühe und das Federvieh ertranken. Zum Glück überlebten die Pferde. Sie standen bis zum Hals im Wasser. Für den Familienbetrieb trat ein großer Schaden ein, denn in kurzer Zeit vernichteten die Wassermassen alles, was sich die jungen Eheleute mit viel Liebe und Fleiß aufgebaut hatten. Julius Theodor Krille musste einen neuen Anfang machen. Um sein Haus vor neuen Wassermassen zu schützen, baute er 1896 die neue Spitzgrundmühle auf die Anhöhe, wo sie noch heute steht. Gleichzeitig traten anstelle der alten Mühlräder Turbinen und der ganze Betrieb wurde mit Ausrichtung auf das Sägewerk saniert. Um den Betrieb vor weiteren Unwettern zu schützen, bauten italienische Arbeiter 1897 im Spitzgrund einen festen Staudamm. Durch diese feste Staumauer entstand bald ein Teich, den der geschäftstüchtige Theodor Krille bald als weitere Attraktion im Spitzgrund nutzte. So staute er den Spitzgrundteich an, um einen Gondelteich und eine Badeanstalt zu errichten, welche er am 8.Juni 1910 eröffnete. Mit Tatkraft und emsigem Streben entwickelte sich der Familienbetrieb immer weiter und so kam der Garten mit Pavillon und Veranda hinzu. Eine weitere Investition erfolgte. 1919 in die Schneidemühle und 1921/1922 in die Mahlmühle. Er ließ die Mühlen umbauen, modernisieren und für die damalige Zeit auf den neuesten Stand bringen. Zu einer erneuten Katastrophe für die Familie Krille kam es am 9.Juli 1926, als ein kräftiges Unwetter über Coswig niederging. Mit großen Sorgen schauten die Eheleute Krille auf ihren Damm, ob er hält. Er hielt, aber die Wassermassen rissen gut 50 Meter der Straße weg und überfluteten mit ihrem Geröll das Mühlengelände. Die Wasserfluten rissen alles mit sich, zerstörten das Bad, die Boote rauschten den Lockwitzbach entlang und schlugen leck. Von diesem Dammbruch erholte sich der Badebetrieb nicht mehr und es kam zu keiner Wiedereröffnung. Doch auch von dieser Naturgewalt ließ sich das Familienunternehmen Krille nicht entmutigen. Sie bauten ihr Gewerbe weiter aus. So bestand die Spitzgrundmühle 1939 aus: Kornmühle, Dampf -, Säge - und Hobelwerk sowie Hotel mit Restaurant, Saal, Konzertgarten mit Pavillon und Terrasse, Autogaragen und Gondelteich. Im Mai, es war der 30.Mai 1941, kam es für Coswig und den Familienbesitz Krille zur größten Katastrophe, von der sich die Familie Krille nicht mehr erholte. Durch tagelange Regenfälle brach der Damm am Spitzgrundteich erneut, aber so das der ganze Ort Coswig unter Wasser stand. Die Einwohner gelangten im Zentrum des Ortes nur noch über Notstege in die Geschäfte und Häuser. Während des Zweiten Weltkrieges war in der Spitzgrundmühle ein Umsiedlungslager und Kriegsgefangene untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete das Unternehmen für die Rote Armee. Das Sägewerk ging 1949 an den staatlichen Forst. Das Lokal Spitzgrundmühle übernahm die HO. Die Spitzgrundmühle bekam nun die Bezeichnung "HO-Gaststätte Spitzgrundmühle". 1970 wurde der Biergarten des Lokals als Freilichtkino für das Neubaugebiet Spitzgrund genutzt, welches aber nur eine kurze Überlebensdauer hatte. 1981 eröffnete die HO-Gaststätte Spitzgrundmühle unter der Leitung von Familie Brose. Das Lokal kam zu neuem Glanz und die Bevölkerung nahm es gut an. Zur kurzen Popularität kam die HO-Gaststätte durch die 5 Auftritte des Kabarettisten O.F. Weidling. Er war durch seinen Bekanntheitsgrad eine gute Werbung für die Spitzgrundmühle und den Ort Coswig, da die Sendung im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Seine Sendung lief unter der Bezeichnung "Treff mit O.F.". Bis zu ihrem Tod 1990 wohnte die Tochter von Theodor Krille im Elternhaus. Im Jahr 1992 erwarb Hans-Jürgen Krille das Anwesen und ließ es 1998 sanieren. Aus einem Brief von Herrn Krille zitiert: Im Vertrauen und Versprechen der Stadt Coswig seine umliegenden Grundstücke zur Finanzierung nutzen und bebauen zu dürfen erfolgte 1999 die gastronomische Fortsetzung der Spitzgrundmühle. Nach den umfangreichen Investitionen wurden weitere Pläne zur Nutzung der Grundstücke vom Baudezernat regelmäßig abgelehnt, so dass das ehemalige Sägewerk und das darauf befindliche Wohnhaus brach liegen bleiben musste und Stück für Stück von Jugendlichen zerstört werden konnte. Der Eigentümer Hans-Jürgen Krille, ein Nachfahre des Theodor Krille versuchte es immer wieder sein Grundstück einer wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Alle Bemühungen scheiterten immer wieder. Ende 2010 verkaufte er sein Grundstück. Mit dem Verkauf ging in Coswig die lange Tradition der Spitzgrundmühle unter den Namen Krille zu Ende. Hans-Jürgen Krille verkaufte sein Haus an das Ehepaar Kvasnicák. Viele Bürger aus unserer Stadt wird der Name ein Begriff sein,vor allem aber ältere Dresdner kennen das Ehepaar,sie waren die Pächter des Lokals "Ostrava". Wünschen wir den neuen Wirtsleuten bei ihren Vorhaben viel Erfolg, denn die Spitzgrundmühle in Coswig war eine gut besuchte bürgerliche Traditionsgaststätte für Wanderer und Radfahrer mitten im Wald.

Wir danken Christoph Schatte für die Fotos der 1960er Jahre

 

Spitzgrundmühle-Badeanstalt

Als Ergänzung zum Artikel ein paar Zeichnungen der Badeanstalt.

Spitzgrundmühle-Sächsisches Staatsarchiv 1911

Brief Sächsisches Staatsarchiv 1897
Sächsisches Staatsarchiv 1911
Sächsisches Staatsarchiv
Sächsisches Staatsarchiv
Sächsisches Staatsarchiv
Sächsisches Staatsarchiv