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Der Coswiger Autobauer Emil Hermann Nacke

Emil Nacke, der sächsische Pionier des Automobilbaus, wurde am 29.Oktober 1843 in Groß-Wiederitzsch bei Leipzig geboren. In Dresden studierte er Maschinenbau am Polytechnikum. Um seine Fachkenntnisse zu erweitern folgten Studienaufenthalte in Frankreich und England. Der Ingenieur Nacke betrieb in Dresden mit einem Teilhaber eine Papierfabrik. In Kötitz ließ sich Hermann Emil Nacke 1884 mit einer Strohstofffabrik nieder, die zugleich die erste Strohstofffabrik in Deutschland überhaupt war. Auf dem Gelände der Fabrik stand auch Nackes Wohnhaus, in dem er bis zum Kauf der Villa am Johannesberg in Naundorf 1897 lebte. Dieses Areal war eine schlossähnliche Anlage, die bis an die Meißner Straße reichte.

Als 1890 aus der Strohstofffabrik eine Aktiengesellschaft wurde, verließ Nacke das Werk und baute auf der Naundorfer Straße in Kötitz seine Maschinenfabrik. Anfänglich produzierte das Werk Kolben- und Kreiselpumpen. Als Emil Nacke in Paris die Automobil-Ausstellung besuchte, brachte er von der Messe einen französischen Zweisitzer der Marke Panhard & Levassor mit. Nun ließ der Ingenieur Nacke in seinem Werk in Kötitz eine Abteilung Automobilbau einrichten.

1900/1901 war es soweit: die Ingenieurabteilung ließ den ersten Personenwagen der Firma Nacke in Kötitz auf dem Werksgelände in Naundorf fahren. Liebevoll nannte man das erste sächsische Automobil „Coswiga“. Es war ein 10 PS Wagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von ca.30 Kilometer pro Stunde. Das Fahrzeug war für zwei Personen gebaut. Bald konnte man Wagen seiner Produktion auf der Automobil-Ausstellung in Berlin bewundern.

Der Name „Phaeton" für die Edellimousinen von Volkswagen ist keine Erfindung der letzten Jahre. Schon Emil Nacke benannte seine Luxuskarossen so. Den Doppel -Phaeton 35 PS „Made in Coswig“, fuhr der Kaiser von Äthiopien Menelik II.

Die Maschinenfabrik Emil Nacke aus Coswig, Naundorfer Straße belieferte nicht nur den deutschen Markt. Die Autos fuhren in London, Kalkuta und in Äthiopien. Ein besonderes Prachtstück baute Emil Nacke 1906. Es war ein 10-sitziger Jagdomnibus für den sächsischen König. Als einer der ersten Kunden aus Kötitz kaufte 1911 Dr. Mittag einen Personenwagen von der Firma. Ein Lastwagen ging an die Firma Adlerbrauerei Coswig 1921 und 1922 bekam die Firma Schmidt und Hintzen auch einen LKW. 1923 lieferte Nacke an das Eisenwerk Coswig, heute Walzengießerei, und 1927 an die Firma Wiedemann.

Die Pkw’s von Nacke hatten einen guten Ruf, obwohl man 1913 die Produktion einstellte. Nun verlegte man sich in Kötitz ganz auf die Last- und Nutzfahrzeugstrecke. Somit war Hermann Emil Nacke auch derjenige, der die ersten sächsischen LKW’s baute.

Ab 1905 begann die Omnibus - und LKW - Produktion in den Coswiger Hallen und man stellte außerdem Feuerwehren sowie Zubehörteile her. Eine ihrer Feuerwehrspritzen exportierte die Firma 1923 nach Porto (Portugal).

1912 richtet Emil Nacke die erste private Omnibuslinie von Meißen über Brockwitz nach Weinböhla ein. Auch hier war der Ingenieur Vorreiter im Meißner Umkreis.

Der Unternehmer Emil Nacke baute seinen Arbeitern Werkswohnungen mit Gärten, gab zu Ostern und Weinachten Geldpräsente und unternahm Ausflüge mit der Belegschaft und deren Angehörigen. Sein letzter Fahrer, Hans Mühlstädt, wohnte in Zitzschewig, Meißner Straße und fand seine letzte Ruhe in Zitzschewig auf dem Friedhof. Am 30.Mai 1933 starb eine außergewöhnliche Unternehmerpersönlichkeit auf ihrem Besitz in Naundorf am Johannisberg.

Nicht in seinem Wohnort wollte Emil Nacke seine letzte Ruhestätte finden, sondern auf dem Friedhof von Constappel, wo er Mitglied der Kirchengemeinde war. Er starb im Alter von 89 Jahren und vielleicht wollte er vom Friedhof Constappel sein Lebenswerk im Auge behalten. Mit dem Tod von Emil Nacke geht auch die Produktion von Kraftwagen in Coswig, Ortsteil Kötitz, zu Ende. Er starb unverheiratet und kinderlos, so dass seine Schwester Clara die Firma übernahm. Ihr Sohn Reinhold Toller führte das Werk nach dem Tod von Mutter Clara 1937 alleine weiter. Die Produktion verlagerte sich nun auf Wasser- und Ölabscheider, Zentrifugal - und Kolbenpumpen, Dampfturbinen und Ventile.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zur Enteignung der Firma Nacke, das Werk fiel unter die vollständige Demontage. Die Firma Nacke existierte noch bis zum 19.Oktober 1948. Dann endete durch Löschung im Handelregister der Geschäftsbetrieb der Maschinenfabrik Emil Nacke. Auf dem Werksgelände an der Naundorfer Straße steht heute das „Turbowerk Meißen Howden GmbH“. Emil Nacke produzierte ca. 30 Jahre lang Kraftwagen. Trotzt dieser langen Produktionsphase ist es bis heute noch nicht gelungen, ein Fahrzeug wiederzufinden. Ein großer Pionier, der erste sächsische Autobauer unserer Zeit, ist spurlos von Coswig gegangen. Kein öffentlicher Platz, kein Haus und keine Straße erinnern an den hervorragenden Ingenieur unserer Stadt.

Das diese Coswiger Persönlichkeit nicht in Vergessenheit geraten ist,haben wir Coswiger Frau Petra Hammen zu verdanken.

LinksNackefahrer Hans Mühlstädt
Werksgelände der Maschinenfabrik
Werktor von Emil Nacke
Tor Naundorfer Straße
Nacketafel am Tor

Der Fahrer von Emil Nacke, Hans Mühlstädt

Hermann Emil Nacke 29.10.1843 - 30.05.1933

Kirche in Constappel
Die Kirche
Pforte der Kirche
Ruhestätte von Hermann Emil Nacke
Hier ruht der sächsische Autobauer
Ruhestätte des 1.sächsischen Autobauers
Seine Ruhestätte in Constappel
Hermann Emil Nacke
Coswiger Autobauer

Lieferscheine der Firma Nacke

Briefumschlag
Lieferschein
Rechnung
Lieferschein 2

Wir danken Frau Wießner für die Lieferscheine der Firma Nacke!