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Wachstuchdruckerei Kötitz

            Deutsche Pluviusin-(Kunstleder)Aktiengesellschaft

Am 24. August 1897 gründete sich in Kötitz die "Deutsche Pluviusin A.-G.". Bereits ein Jahr später begann in Kötitz die Herstellung von Kunstleder. Ab 27.09.1906 firmierte „Die Deutsche Pluviusin - AG“ unter der Bezeichnung "Kötitzer Leder- und Wachstuchwerke AG". Am 23.03.1910 wurde das Werk in !Deutsche Kunstleder-Aktien-Gesellschaft Kötitz" umbenannt und übernahm die "Kunstleder-Fabriken Carl Bockhacker". 1918 wurden die "Rheinische Kaliko-Fabrik C. Bockhammer" in Burscheid als Werk II übernommen und während der Weltwirtschaftskrise 1930 stillgelegt.

Ab19.06.1923 führte das Werk den Namen "Kötitzer Leder- und Wachstuch-Werke Aktiengesellschaft". Die Produktion umfasste die Herstellung und den Vertrieb von Kunstleder, Ledertuch, Wachstuch, Lederersatzprodukten und ähnlichen Erzeugnissen.

Am 30.06.1924 erfolgte die Umbenennung des Werkes in "Kötitzer Ledertuch- und Wachstuch-Werke AG" mit Beteiligungen der "Sächsische Zellwolle-Aktiengesellschaft", Plauen, "Knauth & Co. G. m. b. H.", Berlin, "Göppinger Kaliko- und Kunstleder-Werke G. m. b. H." Göppingen, Eislingen u.v.a.

1927 wurde die "Berlin-Ketschendorfer Kunstlederfabrik AG" übernommen und 1929 stillgelegt. Die "Alexander-Schumann-Werke" mit Werken in Zweenfurth bei Leipzig und Siebenlehn bei Nossen wurden 1929 übernommen. Die “Göppinger Kaliko- und Kunstleder und Eislingen Werke vorm Netter und Eisig GmbH” wurden 1938 in Göppingen gegründet.

1946 erfolgte durch die Teilung Deutschlands die Enteignung der in der Ostzone liegenden Fabriken Kötitz, Zweenfurth und Siebenlehn. Die Firma wurde 1946 in die "Kötitzer Ledertuch- und Wachstuchwerke, Coswig", umgewandelt. 1948 unterstellte man den VEB der "VVB (Z) Lederherstellung Dresden". Man forschte nun an der Entwicklung von flammensicheren Stoffen. Später gehörte der "VEB Cowaplast" dem Kombinat "Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig" an.

1950 erfolgte die Firmensitzverlagerung nach Düsseldorf, heute Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Norderfriedrichskoog. Als einziges Aktivum verblieb die Beteiligung an der Göppinger Kaliko, die sich 1977 der Großaktionär ("Continental-Gummiwerke AG" in Hannover) einverleibte. Auch nach dem Verschwinden verschiedener anderer Unternehmen hatte die "Kötitzer Ledertuch- und Wachstuch-Werke AG" kontinuierlich ihren Hauptsitz in Friedrichskoog

Der "VEB Cowaplast" in Kötitz hatte ein großes Exportgeschäft. So gingen Folien, Kunstleder und Fußbodenbeläge in viele Länder, vor allem nach Skandinavien. Der Betrieb besaß ein eigenes Wohnheim in dem Arbeiter aus Cuba, Ungarn und Vietnam untergebracht waren und im Betrieb eine Ausbildung bekamen. Eine betriebseigene Feuerwehr gehörte ebenso zum Werk wie ein eigener Betriebskindergarten. Für die Betriebsangehörigen stand ein eigenes Betriebsferienheim in der Nassau zur Erholung. Der "VEB Cowaplast" hatte in Meißen im HO-Kaufhaus einen eigenen Verkaufsstand, an dem er die Waren aus seiner Produktion verkaufte.

1992 erfolgte die Privatisierung des Unternehmens Cowaplast. Die Probleme der Produktion konnten nicht mehr selbstständig gelöst werden und so stand die Liquidation des Werkes an. 1996 ging die Firma an die "Elbtal Folien GmbH". Heute befindet sich hier auf dem Gelände der Cowaplast die "Jakob Buhl Leder- und Kunstlederverarbeitung". Auch dieses Unternehmen kämpft um das Überleben, denn seit Juli 2009 befindet es sich im vorläufigen Insolvenzverfahren. Auf dem Gelände der ehemaligen Cowaplast haben sich im Laufe der Jahre mehrere kleine Betriebe angesiedelt.

Auch wenn es die  "Deutsche Pluviusin A.-G.", Kötitz schon lange nicht mehr gibt, machte doch der kleine Betrieb in Sachsen von sich reden. Denn die Aktie der "Kötitzer Leder- und Wachstuchwerke AG" war

                               die teuerste Aktie Deutschlands.

Die kleine "Kötitzer Firma", wie sie kuriose genannt wurde, fungierte als eine Art Finanzdrehscheibe im Firmenimperium. In diesen Beteiligungen lag auch der Zuwachs der Aktie begründet. 1923 wurde die Kötitzer Aktiengesellschaft gegründet. 1985 gab es eine Kapitalerhöhung. Die Aktie wurde damals für 100 Mark ausgegeben, heute ist sie gemessen am Kurs das 220-Fache Wert. Die Aktien sind (?) im Besitz der Familie Adolf Merckle, dem Gründer von Ratiopharm, Heidelberg-Zement, Pistenraupen und Kässbohrer.

2009 hatte der Milliardär Adolf Merckle seinem Leben ein Ende gesetzt. Er warf sich in seinem schwäbischen Heimatort Blaubeuren vor einen Zug.